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31. August 2004 MAZ LR *
"Viele der Plakate sind nicht auf Sachthemen bezogen"
Diplom-Designer Gerald Bornschein äußert sich zu den vielen bunten Ansichten, die derzeit die hiesigen Städte und Dörfer zieren
zum BildJÜRGEN HUSEN
LUCKENWALDE • Eine bunte Plakatwelt ziert in diesen Tagen Städte und Dörfer der Region. Es ist Wahlkampf, und da wollen die Parteien auch mit Politiker-Konterfeis, Motiven und sinnreichen Sprüchen um Stimmen werben. Doch wie kommen diese Wählerwerbungen beim Experten an? "Generell ist auffällig, dass viele der Plakate nicht auf Sachthemen orientiert sind, sondern in erster Linie Sympathie wecken sollen", sagt der Luckenwalder Diplom-Designer Gerald Bornschein. Dies werde durch die Verwendung von ansprechenden und emotionalen Fotos unterstützt.
Gut findet Bornschein das SPD-Plakat mit der Aufschrift "Kreative Köpfe muss man pflegen" und dem Motiv eines Jungen, der mit einer Gießkanne begossen wird. "Das ist bildkompositorisch und gestalterisch gut gelungen. Ungeklärt bleibt dabei, ob es sich eher um eine kalte Dusche handelt", sagt der Luckenwalder, der auch bei den Wirtschaftsjunioren Teltow-Fläming aktiv ist. Dagegen erinnert ihn das SPD-Plakat mit der Aufschrift "Gerechter Lohn für gute Arbeit. Leistung muss sich lohnen" an die Tradition der Arbeiterdenkmäler.
Gefallen hat dem Designer ebenfalls ein CDU-Plakat mit einer hübschen Frau und dem Slogan "Ich bin ein Brandenbürger". Um eine Beziehung zum Wähler aufzubauen, habe die Partei einen "genialen Kunstgriff" verwendet. Nämlich den Menschen zu sagen: Verstecke dich als Brandenburger nicht in deiner Festung - gehe wählen. Anschaulich findet Bornschein das Plakat der CDU mit der Aufschrift "Danke, Bundesregierung!" und einem Mann, der seine leeren Hosentaschen entblößt. "Allerdings", so schränkt er ein, "hätte das Plakat auch manch andere Partei aufhängen können." In der bunten Welt der Plakate befinden sich auch Motive der DVU. Bornschein erwähnt jenes mit der jungen Frau. Für ihn ist es das einzige, welches nicht mit einem plumpen Spruch daher kommt. "Hier passt der etwas provokante Blick recht gut zum provozierenden Spruch ,Warum mal nicht was anderes'", sagt er. Es stelle sich aber die Frage: Was anderes wählt man da?
Laut Bornschein würden die Wahlplakate der Grünen durch starke Farbigkeit mit dem traditionellen Grün, aber auch mit Gelb bestechen. Und die Grünen würden auch auf doppelsinnige Aussagen wie "Wieland in Sicht" setzen. Beim PDS-Plakat "Hartz IV ist Armut per Gesetz" bemängelt Gerald Bornschein, dass dieser Aussage keine Alternative gegenübersteht.
Der Luckenwalder Wirtschaftsjunior hätte sich gewünscht, dass auf den Plakaten auch die Internetadressen der Kandidaten gestanden hätte, um sich tiefer zu informieren. Auf dem Konterfei des SPD-Kandidaten Klaus Bochow sei solch eine Adresse zwar vermerkt, aber wiederum nur klein, sodass man sie beim Vorbeifahren kaum erkennen könne. Durchweg freundlich empfindet der Fachmann die Porträts vieler Landtagskandidaten. Ob hier Ablehnung oder Sympathie empfunden werde, hänge vom subjektiven Standpunkt des Betrachters ab. "Auffällig ist bei einigen dieser Plakate die unsensible Befestigung mitten durch die Stirn der Politiker. Meines Erachtens vermindert dies die Wirkung doch erheblich", urteilt Bornschein.
31. August 2004
* MAZ LR = Märkische Allgemeine Zeitung,
Luckenwalder Rundschau
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