"Viele
der Plakate sind nicht auf Sachthemen bezogen" Diplom-Designer Gerald Bornschein
äußert sich zu den vielen bunten Ansichten, die derzeit die hiesigen
Städte und Dörfer zieren
 JÜRGEN HUSEN
LUCKENWALDE Eine bunte Plakatwelt ziert in diesen Tagen
Städte und Dörfer der Region. Es ist Wahlkampf, und da wollen die
Parteien auch mit Politiker-Konterfeis, Motiven und sinnreichen Sprüchen
um Stimmen werben. Doch wie kommen diese Wählerwerbungen beim Experten an?
"Generell ist auffällig, dass viele der Plakate nicht auf Sachthemen
orientiert sind, sondern in erster Linie Sympathie wecken sollen", sagt der
Luckenwalder Diplom-Designer Gerald Bornschein. Dies werde durch die Verwendung
von ansprechenden und emotionalen Fotos unterstützt.
Gut findet Bornschein das
SPD-Plakat mit der Aufschrift "Kreative Köpfe muss man pflegen" und dem
Motiv eines Jungen, der mit einer Gießkanne begossen wird. "Das ist
bildkompositorisch und gestalterisch gut gelungen. Ungeklärt bleibt dabei,
ob es sich eher um eine kalte Dusche handelt", sagt der Luckenwalder, der auch
bei den Wirtschaftsjunioren Teltow-Fläming aktiv ist. Dagegen erinnert ihn
das SPD-Plakat mit der Aufschrift "Gerechter Lohn für gute Arbeit.
Leistung muss sich lohnen" an die Tradition der Arbeiterdenkmäler.
Gefallen hat dem Designer
ebenfalls ein CDU-Plakat mit einer hübschen Frau und dem Slogan "Ich bin
ein Brandenbürger". Um eine Beziehung zum Wähler aufzubauen, habe die
Partei einen "genialen Kunstgriff" verwendet. Nämlich den Menschen zu
sagen: Verstecke dich als Brandenburger nicht in deiner Festung - gehe
wählen. Anschaulich findet Bornschein das Plakat der CDU mit der
Aufschrift "Danke, Bundesregierung!" und einem Mann, der seine leeren
Hosentaschen entblößt. "Allerdings", so schränkt er ein,
"hätte das Plakat auch manch andere Partei aufhängen können." In
der bunten Welt der Plakate befinden sich auch Motive der DVU. Bornschein
erwähnt jenes mit der jungen Frau. Für ihn ist es das einzige,
welches nicht mit einem plumpen Spruch daher kommt. "Hier passt der etwas
provokante Blick recht gut zum provozierenden Spruch ,Warum mal nicht was
anderes'", sagt er. Es stelle sich aber die Frage: Was anderes wählt man
da?
Laut Bornschein
würden die Wahlplakate der Grünen durch starke Farbigkeit mit dem
traditionellen Grün, aber auch mit Gelb bestechen. Und die Grünen
würden auch auf doppelsinnige Aussagen wie "Wieland in Sicht" setzen. Beim
PDS-Plakat "Hartz IV ist Armut per Gesetz" bemängelt Gerald Bornschein,
dass dieser Aussage keine Alternative gegenübersteht. Der Luckenwalder
Wirtschaftsjunior hätte sich gewünscht, dass auf den Plakaten auch
die Internetadressen der Kandidaten gestanden hätte, um sich tiefer zu
informieren. Auf dem Konterfei des SPD-Kandidaten Klaus Bochow sei solch eine
Adresse zwar vermerkt, aber wiederum nur klein, sodass man sie beim
Vorbeifahren kaum erkennen könne. Durchweg freundlich empfindet der
Fachmann die Porträts vieler Landtagskandidaten. Ob hier Ablehnung oder
Sympathie empfunden werde, hänge vom subjektiven Standpunkt des
Betrachters ab. "Auffällig ist bei einigen dieser Plakate die unsensible
Befestigung mitten durch die Stirn der Politiker. Meines Erachtens vermindert
dies die Wirkung doch erheblich", urteilt Bornschein. |